
Servus Leute,
um es gleich vorneweg zu nehmen: Wir sind wieder daheim, gesund, munter ohne nennenswerte Schäden, mit besten Eindrücken und dem festen Vorhaben, im nächsten Jahr wieder hin zu fahren.
Das nicht nur, weil Schneeketten halt teuer uns meine noch lange nicht verschlissen sind, sondern weil es einfach ein Jahreshöhepunkt im Ganzjahresfahrerleben war.
Wir haben uns vor der Fahrt bereits entschlossen, unsere Eindrücke und Erlebnisse in einem Artikel bekannt zu machen, einmal um Denen, die uns Gutes für die Fahrt gewünscht haben, Danke zu sagen, aber auch um Denen, die den Winter lieber aus zentralgeheizter Sesselperspektive betrachten, Lust auf das andere zu machen.
Als wir im letzten Herbst noch bei warmem Wetter zusammen saßen und die Gedanken auf die Motorradsaison 2006 richteten, meinte Traktor: "Rainer, fährschd mid aufs Dauerndreffn?"
Im ersten Moment hat mich das verwirrt, denn ich Flachländer, der Schnee nur in der 5 cm-Höhe kennt und in vielen Jahren keinen oder nur Matsch gesehen hat, geschweige denn darin viel gefahren ist, sollte so richtig in die Berge und mit viel Schnee und kalt und glatt und..... Dann kam ziemlich schnell der Stolz durch: Du bist doch kein Weichei, Kälte auf dem Moped hat Dir doch eh nie viel ausgemacht und einmal im Leben sollte man auch dieses........ genau,............ ABENTEUER............ erlebt haben. Als dann Gabi meinte: "Da will ich auch mit!" War schon keine andere Antwort als ein lässiges "Ja, da wollte ich auch schon immer mal hin." möglich. Und das war´s dann. Ein paar Tage später bestätigte der Hüttenwirt auf der Edelraute die Buchung von 3 Schlafplätzen einschließlich Hund. Aus der gleichnamigen Zeitschrift, von der 2 Ausgaben bestehen, kann der Winterfahrer Tipps und Tricks, faszinierende und abschreckende Fahrtbeschreibungen verinnerlichen. Da habe ich dann auch feste studiert und mich noch auf Homepages engagierter Winterfahrer und Veranstalter weiter schlau gemacht, denn es gab ja Vieles zu bedenken, zu planen, anzuschaffen und eventuell auch noch selbst zu bauen. Vorzubereiten waren Kälteschutz an Kleidung, Schuhen, Handschuhen etc., Kälteschutz (für den Fahrer) am Moped durch Windabweisung, Korrosionsschutz am Moped für die An- und Abfahrt über gut eingesalzene Straßen, Reifenfrage, Gleitschutz und Steighilfe, Startfähigkeit (Ölviskosität) etc. Aber es waren ja noch einige Monate, die für die Vorbereitung zur Verfügung standen, und während der Zeit galt es eben, die Augen offen zu halten, was günstig zu erstehen war, oder was mangels Angebot improvisiert werden musste. So wurden nach und nach Funktionsunterwäsche, Laufhemden und -shirts,
Winterschuhe, Thermokombi und Kleinkram im Rahmen von Aktionen für relativ kleines Geld eingekauft und im Regal "Tauerntreffen" abgelegt. Teures Equipment wäre kein Problem gewesen, die Anbieter überschlagen sich da. Aber weil ich ja gar nicht abschätzen konnte, wie oft ich das Zeugs überhaupt benutzen werde, wollte ich nicht einen dicken Batzen Kohle gleich in den Sand setzen. Das Richtige zu machen, war schon eine Herausforderung. Gleichzeitig schlich immer das Misstrauen mit: Wird das Zeugs seinen Zweck auch erfüllen oder stehst Du da als Gestrandeter mit völlig unzureichenden Klamotten und musst aufgeben? Das Regal Tauerntreffen befand sich in meinem Beiwagen. Langsam aber sicher füllte er sich immer mehr bis die Übersicht dahin war. Aber auch der Reisetermin rückte näher und langsam wurde es Zeit sich mit dem Moped zu beschäftigen. 2 Wochen vor dem Start ging es dann los. Da das Moped ohnehin beim Traktor eine Bleibe gefunden hat, habe ich das freundliche Angebot genutzt, das Moped statt bei Minusgraden auf der Straße in einer mollig warm geheizten Werkstatt fit zu machen.
Traktor war im vorigen Jahr bereits auf der Edelrautenhütte und kannte die Auffahrt.
Sie führt vom Ort Hohentauern bergwärts und ist im Winter eine beliebte 5 km lange ………………….Rodelbahn!! Dass ich da ohne Steighilfe nicht hoch komme, war mir von vornherein klar. Also musste eine Schneekette für das Antriebsrad her.
Traktor hatte erst im letzten Jahr Schneeketten für sein Gespann rundum gekauft. Da es die Dinger nur paarweise gibt, war eine nagelneue noch übrig. Die habe ich dann erst mal probemontiert. Den Übermut des Hobbyschraubers legte ich vorsichtshalber beiseite und nahm brav die Anleitung. Kaum hielt ich mich dran, klappte es auch.
Auf der Bremssattelseite war alles ok, nur links berührte die Kette leicht das Federbein. Für Nichtgespannfahrer: Mein K100RS-EML-Umbau hat eine 2-Armschwinge hinten.
Wir kamen schnell zu dem Ergebnis, dass ein Versetzen des Federbeins nach außen um ca. 2 cm und ein 155er statt des 165er Reifens das Problem lösen wird. Dabei wurde gleich die gesamte Reifenlage des Gespanns geprüft: Der Vordere war über die Zeit (8 Jahre), Beiwagenrad war an der Verschleißgrenze, hinten musste ein Schmälerer drauf. Aus dem Internet suchten wir was Passendes raus, wobei ich Wert auf gröbere Stollen legte.
Da ich ohnehin zwischen Beiwagen und Moped einen Zwischenboden und ein Windschott habe, war die Frage nach der Temperatur des rechten Fußes geklärt. Für Nichtgespannfahrer: Durch die Kanalisierung des Fahrtwindes zwischen den Fahrzeugteilen entsteht eine Luftströmung, die das rechte Bein wesentlich heftiger kühlt, als das linke.
Nur links war noch keine Lösung in Sicht. An einem Niederrheinwochenende kam dann auch die richtige Idee: Ich passte ein Alublech ein, dass von der Unterseite des Ventildeckels unter dem Auspuffkrümmer bis zur Fußraste führt, befestigt mit einem
Winkel am hinteren Gewinde für den Motorspoiler und mit einer Lasche unter dem Getriebe an der Aufnahme für den Hauptständer. Für Nichtgespannfahrer: Einen Hauptständer brauche ich so selten, dass ich getrost darauf verzichten kann, deshalb habe ich ihn abmontiert. *grins*
Ein weiteres Problem warf die Schaltung auf: Die zwischenzeitlich erworbenen Canadian-Boots waren derart hoch im Vorderfußbereich und auch ziemlich steif, dass sie nicht unter den Schalthebel zu bringen waren. Ohne Hochschalten wäre aus der Tour nicht viel geworden. Also war wieder Gehirnschmalzverbrauch angesagt.
Eine Schaltwippe á la Guzzi schied aus, so was lässt sich an der K nicht anbringen.
Aus meinen Besuchen historischer Motorradrennen (vorzugsweise Schotten) hatte ich im Hinterkopf, dass die Renngespanne in der Kneeler-Bauart (das sind Gespanne, bei denen der Fahrer in Schalen über dem Motor kniet, um Höhe zu sparen) eine Gabel als Schalthebel haben, in die der Fahrer den Fuß einfädelt. Damit schaltet er, ohne die Lage des Fußes verändern zu müssen.
Das habe ich dann nachgebaut und dem Schalthebel aus 10 mm Alu-Rundmaterial praktisch eine zweite Etage verpasst. Jetzt konnte ich durch einfaches Fußhochziehen heraufschalten und durch Niedertreten herunterschalten, ohne mit dem Riesenschuh um den Schalthebel herum zu müssen.
Nur eines war mir nicht ganz klar: Ob meine ganzen Basteleien auch taugen würden. Ein bisschen Schiss hatte ich auch, von den gestandenen Winterfahrern ausgelacht zu werden, nach dem Motto: Womit kommt der denn da daher?
Jetzt waren für mich nur noch meine bereits vor 2 Jahren aus der Schubladenantirutschfolie eines bekannten nordischen Möbelhauses gefertigten Lenkerstulpen zu montieren und das Öl zu wexeln. Am Abend vor der Abfahrt zog ich meinen neu erworbenen Thermo-Boy über den Rotmann (ist ein roter Blaumann) und fuhr den Motor warm. Mein Thermometer am Moped zeigte -5°. Erster Test in Sachen Kälte. Auf die B2 einige Kilometer in Richtung Weißenburg und wieder zurück.
Ergebnis: Nichts wurde kalt, weder die Finger in den Lenkerstulpen (in leichten Handschuhen) noch die Füße (in normalen Sicherheitsschuhen) noch sonst am Körper. Super Gefühl!
Traktor und ich wexelten auf Motoröl der Viskosität 0-W60 bzw. 0-W40, natürlich voll der teuere Synthetiksaft. Da war doch mal was mit dem Anlasserfreilauf, oder? Traktor montierte noch seine Immler Spikereifen und dann waren wir startklar.
Am 26.01.2006 um 08:15 begannen wir die Tour………………mit einem ordentlichen gemeinsamen Frühstück.
Wegen der Spikereifen durfte Traktor nicht auf Deutschlands Straßen. Deshalb war schon abgemacht, dass wir bis Ösiland die Gespanne auf dem Anhänger transportieren. Also verluden und verzurrten wir unsere Gefährte auf einem großen Autotransportanhänger, den uns ein Freundlicher aus der Gegend (herzlichen Dank)
ausgeliehen hat. Da der Traktor sein Auto meist in der Lieferwagenbestuhlung nutzt, bauten wir auch noch einen dritten Sitz ein, verluden die Ausrüstung und fuhren über die Autobahn Richtung Mozartkugelhausen.
Um nicht noch den Ösistaat mit Pickerlgebühren zu sponsern, verließen wir unmittelbar vor der Grenze die Autobahn und rückten in die Stadt ein. Dort fiel der Anhänger mit den 2 Gespannen drauf natürlich auf. Viele erstaunte Blicke nach dem Motto „ die werden doch wohl nicht bei der Kälte…..“ begleiteten uns zu unserem Quartier, das uns unser Pezi (sei bedankt dafür) organisiert hatte.
Salzburg war nicht nur gut eingesalzen (was sollte es auch sonst sein), sondern es lag auf jedem freien Platz zusammengeschobener Schnee. Mit unserem recht langen Fuhrwerk fanden wir kaum einen Platz, an dem wir die Gespanne abladen konnten. Wir entschieden uns für eine Wendeschleife des Oberlinienbusses und konnten dem staunenden Publikum darbieten, wie ein eingespieltes Team zwischen 2 Linienbussen 2 Gespanne ablädt.
Auto und Anhänger kamen auf den Parkplatz, unser G´raffel (Ausrüstung) ins Hotel und die Mopeds auf einen windgeschützten Extraparkplatz.
Nachdem wir uns im Hotel platziert hatten, wollten wir und Mozartkugelhausen mal aus der Nähe ansehen. Also ab in die Innenstadt und mal unterhalb der Festung durch Straßen und Gassen gelaufen. Ein Mordsrummel dort, Polizei ohne Ende, Bühnen aufgebaut, Gebäude abgesperrt, wir haben uns nur angeschaut und gefragt, was dann hier wohl los sei. Als später im Hotel das Radio lief, wussten wir Bescheid: Wir schrieben den Vorabend von Mozarts 250. Geburtstach.
Das erklärte natürlich auch die Schaufester voller Ostereier mit Mozartkonterfei zu 8,80 €/Stück. Alles Geschmacksache (sagte der Affe und biss in die Seife).
Ansonsten ist die Stadt wirklich eine Besichtigung wert. Richtig sympathisch wurde sie uns mit dem Angebot einer heißen Schokolade „russisch“. Da gab´s zu der erlesenen Schokolade einen feinen Rum dazu. Da kann ich mich dran gewöhnen. Probiert´s mal aus.
Mit Pezi trafen wir uns dann zum Kendllightdinner, wir verbrachten einen schönen Abend bei einigen Gerstenkaltschalen und redeten über das Moped und die, die wir kennen und über das, was wir vorhatten.
Mich beschäftigte hauptsächlich eine Frage: Springt dein Moped morgen an oder wird es Probs geben?
Der nächste Tag begann mit einem ausgiebigen Frühstück. Julehund (Immenreuth- und Frankentreffenteilnehmern bestens bekannter Nahrungsmittelspürhund) setzte ihr Binichnichteinlieberhund-Gesicht auf und versuchte zu schnorren. Konsequent haben wir dies verweigert,……………….. wenigstens bis kurz vor Schluss.
Traktor schrieb noch ein kurzes Roadbook, mit dem Gabi als unser Franser ausgestattet wurde. Dann ab auf die Zimmer, Gepäck verladen und in die Klamotten.
Den interessierten Lesern möchte ich nicht vorenthalten, wie sich ein theoretisch vorgebildeter Winterfahrer kleidet:
Funktionsunterwäsche (lang) und Funktionsstrümpfe Feuchtigkeitstransport
Laufhemd und –hose Feuchtigkeitstransport
und Windstopp
Textiljacke und- hose mit Winterfutter Wärmeisolierung,
Dampfsperre
Thermokombi Wärmeisolierung der
Dampfsperre
Angorafüßlinge und Musher-Boots
Halskrause mit Kopfteil aus Windstopper
Leichte Ski-Handschuhe
Helm
Das Ganze in Lagen schön überdeckend, um mögliche Kältebrücken auszuschließen.
Diesen Maskenball habe ich dann im Hotelzimmer durchgezogen. Das war nicht so gut. Als der Thermokombi drüber war und nur noch die Boots anzuziehen waren, haute es mir gleich das Wasser aus allen Knopflöchern, innerhalb einer Minute stand ich im eigenen Saft. Gut, dann mache ich eben einen Test zum Thema Feuchtigkeitstransport. Als ich dann zum Moped kam, dampfte ich wie ein Pferd. Das soll was werden unter dem Helm.
Das Verdeck für Jule in Traktor´s Beiwagen ließ sich nicht ganz schließen, weil ein Wirbel nicht wollte. Mit einem Schlüsselring aus McGyver´s Hosentasche war das Problem gelöst.
Jetzt kam der große Moment:
Schlüssel rein, Choke gezogen, der Daumen vibrierte leicht als er den grünen Knopf spürte,…….. und drücken. Der Anlasser lief, der Motor nicht! Anlasserfreilauf, ich wusste es doch, dieses scheiß Synthetiköl!!!!!!!!!!!!!!! Jetzt Ruhe! Und noch mal! Da,……..der Anlasser greift, nach 2 Umdrehungen springt der Motor an und läuft auch annehmbar rund. Ein sattes Gefühl von Zufriedenheit macht sich bei mir breit, es funktioniert, es kann losgehen, ……………………………………alles wird gut!
Unsere Verteilung auf die Fahrzeuge war so vereinbart: Gabi fährt wegen des besseren Wetterschutzes bei mir mit, Jule wird von Traktor chauffiert. Das gleicht dann auch mein Handicap etwas aus. Wer Traktors Fleckvieh nicht kennt:
Es handelt sich um eine K100GS (abgespeckt und höher gelegt). Die Besonderheit ist der Beiwagenantrieb nach dem System Duodrive (selbstsperrende Viskosekupplung, bekannt aus den VW Syncro-Modellen). Damit geht das Teil im Schnee oder auch im Gelände wie der Unimog. Es handelt sich hier um ein absolutes Unikat.
Ohne Gewicht im Beiwagen ist die Traktion natürlich nicht so gut, aber immer noch um Längen besser als die eines einradgetriebenen Gespanns. Ich hatte natürlich den
Vorteil, dass ich ein flexibles Gewicht dabei hatte *grins*, das ich bei Bedarf auf dem Soziussitz und damit direkt auf dem Antriebsrad platzieren konnte.
Aufgesessen und abgefahren. Auf der B158 ging es, beim Pezi vorbei, Richtung Bad Ischl. Innerhalb Salzburgs konnte ich wegen meiner Hitzewelle nur mit offenem Visier fahren, was ganz schön in die Wangen kniff. Kurze Zeit später konnte ich dann auf die City-Stellung (Schubert C2) reduzieren, ohne dass die Brille beschlug.
Jetzt kam ein erster Systemtest: Finger – warm, Füße – auch warm, Körper – keine kalten Stellen, Fazit: Es funktioniert.
Nach Bad Goisern bogen wir nach Hallstadt ab, um nach der Seeumrundung den Koppenpass zu nehmen. Die Straße war eng und kurvenreich und es kam der richtige Fahrspaß auf. Die Auffahrt zum Koppenpass war trocken und schneefrei, allerdings ziemlich steil und holperig, aber das tat der Freude keinen Abbruch. Oben lag dann Schneematsch, der das Gespann in den Kurven leicht ins Rutschen brachte.
So erreichten wir Bad Aussee.
Die Gespanne waren auf dem offenen Anhänger auf der Autobahn bereits heftig dem reichlich vorhandenen Streusalz ausgesetzt gewesen. Die mittlerweile kräftiger scheinende Sonne trocknete die Lake und überzog unsere Fahrzeuge mit einer gleichmäßig grauen Schicht. Das galt auch für die Scheibe meines Beiwagens und so ging Gabi sprichwörtlich der Durchblick verloren.
Wofür gibt es denn die Tanken? Also angehalten, gewaschen, und beigetankt (Super für 98 Cent!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!). Interessierte Autofahrer wollten wissen, ob wir zum Elefantentreffen unterwegs seien und waren schon fast enttäuscht, dass wir „nur“ in die Steiermark wollten.
Über Bad Mitterndorf erreichten wir die Kreuzung mit der B146 und nahmen die B75 unter die Räder. Nicht lange, denn wir wollten auch ein paar kleinere Straßen fahren und einen Vorgeschmack auf Schnee bekommen. Wir bogen ab nach Irdling. Die kleine Landstraße war teils von festgefahrenem Schnee bedeck, teils von Eisplatten, dazwischen recht tiefe Rinnen, die bis auf den Asphalt reichten. Das war für mich nicht gerade der Traum.
Auf dem Schnee ging´s ja noch, auf dem Eis nützten auch die bisher ganz guten Winterreifen wenig. In den Rinnen wurde es dann kriminell: Einmal drinnen, ging´s nur schwer wieder raus, blödes Gefühl, wenn dann der Gegenverkehr näher kommt.
Und wenn es dann ein Spurwechsel werden soll, geht es nur mit einem Ruck und der bringt dann die ganze Fuhre in Querbewegung.
Auf diesem Untergrund bekommt das Gespannlenken mit Gas und Gaswegnehmen eine große Bedeutung. Für Nichtgespannfahrer: Gas geben dreht das Fahrzeug in eine Rechtskurve, wegnehmen nach links. So kann man sich die Lenkbewegungen bei normaler Fahrt fast sparen, bei Glätte ersetzt die Physik dann die fehlende Bodenhaftung. Nur driften ist schöner.
Dem Traktor machte das gar nichts. Die Spikereifen krallten sich in das Eis und ab ging die Luzie. Den Versuch annähernd dran zu bleiben, konnte ich gleich aufgeben.
Trotz der Konzentration auf den Straßenzustand machte ich noch einen kleinen Check: Hände - zu warm, Füße - warm, Körper – keine kalten Stellen, Gesicht - zu kalt. Ich hatte immer noch das Visier in der leicht offenen Stellung. Langsam merkte ich, dass ich die Kälte des Luftzugs nicht mehr spürte.
Vorsicht vor Erfrierungen! Ich drückte das Visier ganz zu, in der Hoffnung, dass es mit dem Beschlagen der Brille gehen würde. Und es ging. Offensichtlich war alles so weit heruntergekühlt, dass die Beschlagneigung weg war. Die Durchblutung im Gesicht war wieder zu spüren, alles o. k.
Bis zu einem Engpass in Fischern. Ein entgegenkommender Lkw zwang mich zum Halten. Ich hielt erst ausgeatmet die Luft an, dann eingeatmet, aber das Ding war so langsam, dass ich doch schnaufen musste. Dann war alles im Eimer. Ruck zuck war die Brille blind. Also: Visier auf, Kälte rein, Durchblick kommt, stufenweise schließen.
Über Döllach kamen wir nach Lassing, da lag eine ordentliche Menge Schnee, alles schön festgefahren da konnte man richtig gut drauf gasen. Also eine Extrarunde durch den Ort und dann auf die B113.
Gabi wollte aus dem Beiwagen raus, Traktor hatte kalte Füße und so beschlossen wir, die Fahrt über die Kaiserau zu vertagen. Sollte sowieso in der Samstagsausfahrt enthalten sein.
In Trieben bogen wir auf die B114 ein. Allmächd, war hier ein Schneematsch und Salzgestreue. Traktor fuhr vorneweg und saute mich komplett ein. Dazu kam noch eine tief stehende Sonne von vorne, und schon war Blindflug angesagt.
So toll die Ski-Handschuhe in den Lenkerstulpen für die Wärme waren: Zum Wischen taugen die gar nix. Ich vermisste die Wischlippe am linken Zeigefinger meiner H..d-Handschuhe. Also: Mit der flachen Hand drübergewischt, Scheiß auf dreckige Handschuhe und evtl. Kratzer auf dem Visier: Ich will was sehen!!
Dann kommt der Ort Hohentauern, wir sind da. Wir biegen von der Bundesstraße ab fahren ein paar hundert Meter durch den Ort und stürzen uns in einen Fahrweg mit ziemlichem Gefälle. Traktor (wie immer) auf und davon, ich lasse es etwas gemacher angehen, immerhin habe ich nicht die Erfahrung auf Schnee.
Nach kurzem auf und ab steht Traktors Gespann vor einem kleinen Häuschen mit Schranke. Aha, die Mautstation, Beginn der legendären Rodelbahn.
Die freundliche Frau nimmt mir gleich 2 € ab, ich kriege dafür 2 kleine rosa Zettelchen. Ich begreife das zwar nicht, aber akzeptiere die Rituale der Eingeborenen.
Jetzt muss nur noch die Schneekette drauf. Habe ich doch vorsichtshalber 2x geübt.
Auspacken, auslegen, Bügel schließen, Kette verteilen, Spannschlösser schließen Gummis spannen und einhaken. So sollte es sein, so ging´s doch beim Traktor in der Halle, warum denn jetzt nicht?????????????????????????????????????
Ja, mit einem Knoten in den Gliedern hat wohl noch keiner eine Schneekette gescheit aufgezogen. Also das Ganze in Ruhe noch mal entwirrt und neu ausgelegt.
Mit Traktors fachmännischen Blick und Rat ließ sie sich dann doch überreden, sich um den Reifen zu schlingen. Ordentlich verspannt war dann alles klar.
Gabi wurde vom Beiwagen auf den Soziussitz umgesetzt. Ihr wurde die verantwortungsvolle Aufgabe übertragen, dafür zu sorgen, dass das Antriebsrad die richtige Traktion hatte. Wer einmal auf einem Gespann hinten aufgesessen ist, weiß, dass das die blödeste Sitzposition ist, die man einnehmen kann, denn im Gegensatz zum Solomotorrad gibt es keine Schräglage und man hockt auf dem senkrecht stehenden Moped und kann sich mit der Fliehkraft auseinandersetzen, ohne gute Festhaltemöglichkeiten zu haben.
Daran dachte ich, als ich dem davon stürmenden Traktor wesentlich dezenter folgte. Die Bahn war einfach geil, 5 km ging es in Kurven und Kehren den Berg hinauf. Traktor war längst außer Sicht.
Mein Gespann zog problemlos den Berg hinauf. Deutlich merkte ich die Nachteile meines relativ schweren Beiwagens: Bei dem einseitigen Antrieb muss die Geradeausfahrt durch die Seitenführungskraft des Vorderrads hergestellt werden. Auch der Nichtgespannfahrer kann sich vorstellen, dass die im Schnee nicht die Beste ist. So war eine Beschleunigung geradeaus nur mit links eingeschlagenem Vorderrad machbar. Rechtskurven waren geil zu fahren, einfach nur Gas auf, Heck raus und dann im Drift.
Damit war ich allerdings im Hinblick auf meine Copilotin dann doch etwas zurückhaltender, denn ich wollte ihr keine Akrobatikeinlagen verpassen.
Linkskurven gingen auch einfach: Gas weg und die Masse des Beiwagens zieht die Fuhre links herum.
So erreichten wir in genussvoller Fahrt den Parkplatz der Edelrautenhütte, auf dem sich schon die Camper häuslich einrichteten. Sogar ein K-Gespannfahrer war dabei:
Keksi, ein winterfahrendes Urgestein klopfte gerade Heringe in den gefrorenen Boden.
Kurzer Halt, allgemeines Begrüßungshallo, neugieriges Umherschauen, was denn hier so abgeht. Kleine Verwunderung: 2 Leute auf einem Yams-Gespann fuhren ständig in einen Weg am Ende des Platzes und kamen nach 2 Minuten bereits wieder zurück, meistens kopfschüttelnd. Dann meinte Traktor: „Jetzt wir!“ Dann begriff ich: Hier war noch nicht die Endstation, die Hütte lag noch weiter oben und offensichtlich gab es da eine Steigung, die nicht jeder schaffte.
Aufgesessen, losgefahren. Traktor wieder vorneweg, wir mit Abstand hinterher. Der Weg wurde steiler, es gab immer mehr Schlupf am Hinterrad, aber die Kette biss sich im Schnee fest und es ging immer noch vorwärts.
Nein, was ist denn jetzt los? Absolute Scheiße!!! Wegen quer stehendem Julehund mitten auf der Bahn musste Traktor von Gas, ausgerechnet an der Stelle, wo die bisher Erfolglosen sich bis zur Achse eingegraben hatten. Das Unfassbare nahm seinen Lauf: Der Stolz aller K im Schnee fuhr sich fest.
Für mich hieß das: Anhalten auf der Steigung, was ziemlich sicher bedeutete, dass der nötige Schwung, der nötig war, um die Tiefschneestelle zu überwinden, nicht mehr aufgebaut werden konnte.
Ein paar Mopedfahrer, die gerade zu Fuß unterwegs waren, schoben das Duodrive frei und schneefräsend staubte Traktor weiter den Berg hinauf. Schön! Und ich? Kupplung langsam kommen lassen, wenig Gas, um nicht gleich ein Loch zu fräsen, würgte den Motor ab. Mehr Gas grub dass Hinterrad ein. Toll, mitten auf dem Hang geht nichts mehr. Traktors Schiebehelfer kamen dazu, aber es ließ sich nichts machen, ich kam nicht gescheit ans Fahren.
Also: Mit vereinten Kräften das Gespann auf der Stelle gedreht und …………………………….nunderwärdds.
Unten eine Parkplatzrunde (mit verständnisvollen Blicken der Dortigen) und ein neuer Anlauf. Mit mehr Gas auf die Bahn. Das Vorderrad hat wenig zu melden, gelenkt wird nur noch mit kurzen Gasstößen und zurücknehmen. Der Vortrieb ist immer noch da. Jetzt kommt die Stelle, wo Traktor gebaggert hat. Es tut einen Ruck in der Lenkung, das Gespann stellt sich quer und die Nase des Beiwagens stupft in die rechte Schneewand.
Scheiße, was war passiert? Für den Tiefschnee war mein Beiwagen zu schwer. Das Beiwagenrad hatte sich im Schnee versenkt, der Rollwiderstand des Beiwagenrades wurde schlagartig größer als die Seitenführungskraft des Vorderrads und damit ging´s rechtwinklig rechts herum.
Die Helferlein waren aber noch in der Nähe und kamen dazu. Weil kurz nach dem Schneeloch eine ebenere Passage begann, schoben sie am Beiwagen an. Mit gefühlvoller Kupplung/Gas-Abstimmung kamen wir frei. Auf den nächsten 50 Metern konnte ich wieder gut Fahrt aufbauen. Der Schwung reichte, um auch die letzte steile Auffahrt bis auf den Hüttenvorplatz zu meistern.
Wir waren da!! Wir haben es geschafft!! Juchhu!!
Außer uns standen da nur leichte MZ-Gespanne oder Russen. Die hatten natürlich Mordsvorteile. Gerade die Russen mit Beiwagenantrieb und Differentialsperre.
Und neben denen war ich angekommen, mit Einradantrieb und 500 Kg Gewicht ohne Personen.
Könnt Ihr Euch das gute Gefühl vorstellen?
Wir sahen uns in der Hütte um, sondierten die Essens- und vor allem Trinkangebote und pellten uns dann aus den Klamotten. Der freundliche Hüttenwirt wies uns die reservierte Kammer zu, in der wir unser ganzes G´raffl verstauten. Jule machte sich dabei sehr nützlich, indem sie schon überall dort war, wo wir gerade hin wollten.
Ihr schien es dort oben gut zu gefallen, denn zur Begrüßung hatte sie sich erst mal einige Schnauzen voll Schnee einverleibt. Uns tat dagegen ein Bier besser und wir lernten in der Gaststube die ersten Treffenteilnehmer kennen.
Der restliche Nachmittag und der Abend vergingen mit essen, trinken und viel Benzingerede. Am Abend kam einer an unseren Tisch und erzählte, dass auf der Steigung einer mit einem Rollergespann fest hing. Das konnte nur der Heigl Fritz sein, der Vater der Rollergespanne, ein beinharter Winterfahrer, der die Schwarzpulverrallye 2005 in der Mannschaftswertung gewonnen hat. Nach kurzer Zeit schob sich der bereits szenenbekannte Wikingerpullover mitm Fritz drin durch die Tür. Er wurde mit großem Hallo begrüßt.
Die Stimmung in der Hütte war toll, die Temperatur aber auch. Proppenvoll war der Laden, alle mampften, schluckten und (leider) rauchten um die Wette. Ab und zu musste man dann mal vor die Tür, um Sauerstoff zu fassen.
So klang der Abend aus und wir gingen zu viert in unsere Kammer, um uns für den nächsten Tag zu erholen.
Der fing um 6:00 für uns unfreiwillig an. Die Teilnehmer der Fernausfahrt (250 Km über Schnee) polterten die Stiege vom Matratzenlager herunter. Da sowohl die Stiege, als auch unserer Kojenbetten fest mit der gleichen Holzwand verbunden waren, hatten wir das Gefühl, die ganze Kohorte trampelt durch unsere Betten. Als sich das legte, war noch ein leichtes Nachruhen angesagt, dann ging es zum Frühstück.
Nach erfolgreich eingenommenem Frühstück beschlossen wir, Wintersport zu machen. Traktor besorgte beim Hüttenwirt 2 Rodel. Gabi, die bisher noch gar nicht fahrerisch in Erscheinung getreten war, kriegte das Duodrive und den Auftrag, als erste den Schlepplift zu machen.
Dann ging es auf die Bahn. Ich Flachländer aufm Rodel (höchste Erhebung in meinem Umkreis: Süchtelner Höhen mit 85 m). Aber wer Gespann fahren kann, beherrscht so ziemlich alle Fahrzeuge mit indifferenten Fahrzuständen. Also fand im mich mit Lenk- und Bremsmechanismen leidlich schnell zu Recht, und es begann Spaß zu machen. Zu zweit rodelten wir den Berg hinunter, immer schneller und auch wagemutiger. Traktor kriegte als Erster eine Kurve nicht, rummste in die Schneewand und kugelte lachend vom Schlitten. Ein paar Meter weiter hat´s mich dann auch hingehauen, was die allseitige Heiterkeit vehement beschleunigte.
Gabi folgte mit dem Gespann langsam nach. Jule hatte ihre große Stunde. Frankentreffen- und Immenreuthteilnehmer kennen ihre Eigenart, alle Motorräder als
den ganz persönlichen Besitz anzusehen und wehe, es will jemand damit weg. Dann wir gebellt und hochgesprungen und um das Moped gerannt, dass einem Angst wird, gleich bilden Fahrer, Moped und Hund ein unentwirrbares Knäuel.
So machte sie es auch jetzt. Zwischen Rodeln und Gespann hin und her titschend, beschallte sie die ganze Rodelbahn und wetzte die ganzen 5 Km hinter den Fahrzeugen her. Wir fuhren noch über die Mautstation hinaus, das rodelte sich aber nicht mehr so gut, da man dort gestreut hatte. Gabi sucht nach einem Wendeplatz, fuhr zügig bergab und Jule, schon ziemlich auf dem Zahnfleisch, japste hinterher.
Nach 2 kleinen Ewigkeiten (Gabi hatte sich beim Wenden aweng festgefahren) kam das Gespann: Jule im Beiwagen, zu nicht mehr viel fähig. Wir hingen die Rodel hinter das Gespann und los ging´s. Das war genau so toll, wie rodeln per Hangabtriebskraft. Der Speed war nicht weniger und daher kriegte Traktor auf dem hinteren Rodel als Erster die Wirkung der Fliehkraft zu spüren. In einer schärferen Rechts haute es ihn vom Rodel. Mich erwischte es kurze zeit später, als Gabi eine Rechts zu eng nahm, der Rodel auf die halbrunde Kante, die die Schneefräse hinterlassen hatte, kam, und schlicht und ergreifend umkippte.
Jule beobachtete das alles mit größter Anspannung. Sie fand die Fahrerei so aufregend, dass sie die Kombination von Moped anbellen, Rodel anbellen, beides gleichzeitig und sich dabei im Beiwagen rund drehen nicht mehr koordiniert kriegte und rücklings per Salto Mortadella den Beiwagen verließ.
Zum Glück hatte sie sich dabei wohl nichts getan, nur in den Beiwagen wollte sie nicht mehr. Also fuhren wir weiter und Jule hinterher. Doch die Anstrengung der letzten Hatz war noch in den Knochen: Nach kurzer Zeit gab Jule auf!
Oben tauschten Traktor und Gabi die Fahrzeuge und es ging in die nächste Runde. Schon etwas mutiger legte ich vor und verschwand. Nach einiger Zeit genussvollen Rodelns sah ich nach einer Kurve ein dunkles Fellbündel schwerfällig bergan trotten:
Spontan fiel mir der Film mit Heinz Weiss ein, den ich als Kind gesehen habe: So weit die Füße tragen…. Traktor kam von hinten und lud Jule ein. Zum ersten Mal hielt sie die Schnauze.
Weitergerodelt bis zu Maustation. Die Rodel wurden wieder ans Gespann gehängt und aufwärts ging’s. Traktor legte gut vor, er nahm die Kurven enger, und ich hatte immer mehr mit der rechten Schneewand zu kämpfen. Teilweise saß ich mehr wie ein Grasbahnfahrer auf dem Rodel und benutzte den linken Fuß als Stütze, um nicht umzufallen.
So ging es rasant bergauf. Kurz vor dem Parkplatz war es dann so weit. Ich fräste gerade mal wieder die rechte Wand, als Traktor meinte, noch mal Speed zulegen zu müssen. Gleichzeitig rutschte das Zugseil des hinteren Rodels auf die rechte Seite. Es gab den Effekt, wie man ein Bonbon aufzieht.
Der Rodel zwirbelte unter mir herum und für mich gab es nichts mehr zu halten. Blitzschnell schoss es mir durch den Kopf, dass Gabi ja nur knapp 2 Meter hinter mir war. Also war es ratsam, möglichst blitzartig die Bahn verlassen.
Aus meiner olivgrünen Zeit weiß ich noch, wie man sich geschwind seitwärts rollt. Die Anfangsgeschwindigkeit vom Abwurf ausnutzend, purzelte ich 2x links herum. Haarscharf hinter mir sauste Gabi vorbei. Traktor stoppte auf Zuruf.
Puuuh, das war knapp. War zwar nicht lebensgefährlich, aber für ein paar Hände voll blauer Flecken wäre das allemal gut gewesen. Gabi war ein bisschen blass um die Nase, aber sonst war alles o. k. Rodlern kann ich nur empfehlen, Mopedklamotten mit Protektoren anzuziehen, da kann man sich dann ruhig mal satt fallen lassen.
In „Verdrängerfahrt“ ging es dann zum Parkplatz. Ein Guzzi-Gespanntreiber versuchte bereits mehrmals den Aufstieg zur Hütte, kam aber nicht hoch. Traktor schleppte die leeren Rodel zur Hütte, Gabi und ich beschlossen, die Steigung mal zu Fuß anzugehen. Der Guzzista saß fast auf dem Rücklicht, um Gewicht aufs Hinterrad zu bringen. Es gelang ihm auch, jedes Mal ein bisschen weiter zu kommen, aber an der berüchtigten Stelle ging nichts mehr. Wir halfen anzuschieben, damit schaffte er es. Stolz wie ein Spanier stellte er sein Moped zu den Erfolgreichen.
Um die Mittagszeit fuhr Traktor nach Hohentauern und holte Hölmut Williams. Der Bursch kriegte die Mundwinkel gar nicht mehr von den Ohren weg, so gut hatte ihm die Gespannfahrt gefallen. Wir setzten uns in die Hütte und verplauschten einen gemütlichen Nachmittag. Ein Hölmut kommt selten allein, der Williams folgt ihm auf dem Fuß. Um den Spender loben zu können, nahmen wir dann auch eine kleine Kostprobe. Aber wirklich nur eine kleine.
Nachmittags war Volksrodeln auf „unserer“ Bahn, daher ging mopedmäßig gar nix.
Der Hüttenwirt hatte dazu die Bahn mit der Schneefräse planiert. Daher kamen jetzt selbst der Kleinbus mit den Rodlern, einige Dosen mit Ketten und sogar die Erfolglosen der letzten Tage bis vor die Hütte. So auch Jürgen, der sein Honda CBX-Gespann (der Beiwagen ist für mich die schwerwiegende Folge einer Liebesnacht von Mähdrescher und Spähpanzer) mit Sommerreifen und chemischer Schneekette vorfuhr.
Jürgen nutzte den schönen Hang zum Skifahren und erlebte dann die Premiere des Skijörings hinter einem K-Duodrive-Gespann.
Der Abend verlief wie der vorige. Traktor brachte Hölmut wieder zu Tal. Im Speiseraum lief das offizielle Programm des Treffens. Für uns beschränkte sich das auf die Anmeldung beim Veranstalter und den Kauf des Treffenaufklebers und –-aufnähers, der demnächst stolz auf sauberem Gespann und Jacke präsentiert wird.
Eine Rotte Engländer sorgten für ordentlich Stimmung, indem sie mit typisch englischen Rundgesängen die Beschallung des Raumes an sich zog. Die Gaststube leerte sich zusehends. Auch wir nahmen noch einen Absacker an der Theke und schlossen den Tag.
Schmerzlich wurde mir bewusst, dass das ja der letzte Tag der Tour war und uns morgen nur noch die Heimfahrt bevorstand.
Am Sonntagmorgen trampelten die, die wohl die weiteren Anfahrtswege hatten, durch unsere Betten nach draußen, schon bald brummelten die ersten Motoren. Auch wir machten uns salonfähig und schritten zum Frühstück.
Danach rödelten wir unser Zeugs zusammen und schafften alles in die Gespanne. Jule leistete dabei wertvolle Arbeit als BS (= Blockiersystem). Das Wetter zeigte sich von der besten Seite. Der Sonnenschein war schon so kräftig, dass es sich nur in der Unterbekleidung gut aushalten ließ. Überall war nur noch Aufbruchstimmung. Den Salzburger Erfahrungen folgend, verlegte ich das Anziehen nach draußen.
Die langwierige Prozedur wurde von dem monotonen, sich ständig wiederholenden Geräusch eines kleinen Viertakters begleitet, der partout nicht anspringen wollte.
Ein Engländer, der mit einer 90er Honda Cub mit einem riesigen Gepäckaufbau sich bis hier durchgekämpft hatte, kickte sich in olympische Ränge. Ich riet ihm, das Licht auszuschalten, damit sein Lichtmaschinchen mehr Strom für die Zündung liefern könnte. Aber alles nützte nichts, mehr als ein paar Spotzer gab die fernöstliche Diva nicht von sich. Nach und nach legte er ein Kleidungsstück nach dem anderen ab, das T-Shirt kriegte dunkle Flecken.
Dass die Honda nicht wollte, führte der eifrige Kicker auf die Höhenluft und die schärfere Nockenwelle zurück. Na, wenn ich die Nähmaschine auch noch tune, ………………………..
Erfreut ruhte das Auge auf einem sehr schönen Oldtimer, der sich bis auf die Hütte vorgewagt hatte: Eine Zündapp KS 600 mit einem bildschönen Felber-Beiwagen war wohl nicht zu schade, um bei diesen Witterungsumständen bewegt zu werden. Die Stollenreifen bewiesen, dass das wohl keine einmalige Angelegenheit war.
Der Englishman kickt immer noch. Springt meine K eigentlich an? Sie tut´s. Auf den ersten Versuch hin. Brav! Der Brite gibt auf, kleidet sich wieder an und fußelt mit dem nicht laufenden Moped die Rodelbahn hinab, um der Höhenluft zu entgehen. Na gut, wenn der so bis unten will, …………
Wir folgen in respektvollem Abstand. Es sind kaum noch Mopeds da, auch auf dem Parkplatz sind fast alle Zelte abgebaut. Das Treffen ist zu Ende.
Durch den Verkehr zum Volksrodeln ist die Bahn ziemlich zusammengefahren. Ich muss mir schon bewusst eine Spur mit Schnee suchen, um die Kette nicht zu ruinieren. Gabi sitzt diesmal im Beiwagen, was die Gewichtsvereilung nicht gerade verbessert. Deswegen lasse ich es auch aweng langsamer angehen.
Ein letztes Mal durch die Mautstation, dann nach Hohentauern. Hier gibt es wieder schneefreie Straßen. Also runter mit der Schneekette. Anders, als beim Aufziehen klappt das reibungslos in noch nicht einer Minute.
In Trieben tanken wir, waschen Gabi´s Scheibe und nehmen die Kaiserau in Angriff. An der Auffahrt steht das Schild „Schneekettenpflicht“ – außer PKW mit Winterreifen.
Wo eine Dose rauf kommt, geht ein K-Gespann auch. Und so ist es auch. Lediglich die bereits bekannten Rinnen im Eis machen die Spurhaltung etwas schwieriger.
Auf der Kaiserau schauen wir kurz dem Ski-Betrieb zu, lassen den Hund laufen und hören uns Gabi´s grantige Kommentare zum Fahren ohne Schneeketten auf Alpenstraßen an.
Nach kurzer Pause geht es weiter. Hinunter auf die Bundesstraße und den bekannten Weg, den wir gekommen sind, zurück.
Gut gesalzen ist’s. Deswegen halte ich einen ordentlichen Abstand zu Traktor´s Hinterreifen ein. Aber der Gegenverkehr tut das Seinige: Wir werden eingesaut, Gabi sieht nichts mehr.
Gegen Mittag machen wir in einer Straßenwirtschaft Pause. Wie mein Michelinmännchen stapfen wir in die Kneipe und beginnen, uns dort so weit zu entkleiden, dass eine störungsfreie Nahrungsaufnahme möglich ist, vom Interesse anderer Gäste begleitet.
Der Kleiderständer ist jetzt fest in unserer Hand, die Bank belegt mit Helmen etc., auf dem Boden stehen unsere zierlichen Stiefelchen.
Wir dürfen trotzdem bleiben. Vielleicht auch, weil die Kneipe total fahrzeugtechnisch dekoriert ist: An der Decke hängt ein Goggo-Roller-Gespann, auf der Empore stehen Lloyd Alex, Isetta, ein Goggomobil, eine R25/2 und jede Menge Features aus dem automobilen Umfeld. Rund um die Kneipe zeigt ein Fries aus Bildern die Motorradhighlights der letzten 80 Jahre.
Nach einem guten Essen packen wir uns wieder ein, waschen an der benachbarten Tanke wieder die Scheibe und fahren los.
So erreichen wir Salzburg und unseren Gespanntransporter auf dem Hotelparkplatz. Den Kaffee im Hotel können wir nicht einnehmen, weil der Laden einfach geschlossen ist. Wir kontaktieren Pezi, der uns spontan zum Kaffee zu sich einläd (nochmals herzlichen Dank dafür!).
Da gab es viel zu erzählen und wir verplauderten fast den ganzen Nachmittag. Als die Dämmerung die kommende Dunkelheit ankündigte, beschlossen wir schweren Herzens, doch aufzubrechen. Beim Hotel angekommen, trifft uns der Schlag:
Obwohl unser Anhänger das einzige Fahrzeug auf dem Platz war, hat es ein Doldi aus der Bundeshauptstadt es geschafft, uns zuzuparken!!!!
Obwohl wir heftig auf uns aufmerksam machen, rührt sich im Hotel nichts. Toll, jetzt sitzen wir hier fest!
Mit der nötigen Wut im Bauch drehte ich das Stützrad vom Anhänger hoch. Immerhin stand er doch auf Schnee, da müsste er auch quer zu bewegen sein. Ein paar kräftige Rucke - und er ließ sich am Auto vorbei ins Freie ziehen.
Wir spannten an, verluden gekonnt, wie immer, die Mopeds und machten uns auf den Heimweg. Die Fahrt verlief völlig unspektakulär. Unterwegs sinnierten der Inhaber des metallverarbeitenden Betriebes und McGyver, wie man ein Spaßmobil für den nächsten Wintersporteinsatz bauen könnte. In den Köpfen entstanden die ersten Konstruktionspläne.
Wir erreichten den Ausgangspunkt unserer Reise und luden ab, verstauten Ausrüstung und brachten die Mopeds in ihre Ställe.
Als alles verrichtet war und ich auf dem Rückweg von „meinem“ Stall war hat es mich dann doch noch erwischt. An der dunkelsten Stelle des Hofes fühlte ich plötzlich etwas 30 cm hohes, Weiches vor meinen Füßen. Der Siemens-Lufthaken hing gerade mal wieder woanders und so legte Jule mich ganz gekonnt auf das gefrorene Pflaster, und das ohne Protektoren! Konnte das Viech sich nicht woanders hinlegen?
Jetzt hatte ich meine blauen Flecken doch noch abbekommen.
Damit war die Reise dann zu Ende. Auf der Fahrt nach Nürnberg zog ich schon mal eine erste Bilanz:
Meine Planungen waren aufgegangen, es hat an Nichts gefehlt, alles ist gut gelaufen (vom Hundefall mal abgesehen), es war ein ganz tolles Erlebnis.
Ich bin richtig stolz, diese Herausforderung gemeistert zu haben. Obwohl ich mich nie als Weichei gesehen habe, bin ich nun ein echter Ganzjahresfahrer.
Besonders bedanken möchte ich mich noch beim Traktor, der nicht nur die Initialzündung gab und die Sache organisierte, sondern mir auch seine hervorragende Infrastruktur zur Verfügung stellte, alles umzusetzen. Dank auch an die geduldig vor sich hin frierende Gabi, die meist ohne Murren meinen Fahrstil ertragen hat. Und Jule: Gut, dass Du mir gezeigt hast, im Dunkeln nicht einfach so vor sich hin zu laufen.
Ja, es war schon spannend, worauf ich mich da eingelassen habe.
Comments 2
Helmut Williams
Ja Rainer, ich erinnere mich noch gut und gerne an die driftende Gespannfahrt mit dem gescheckten Gespann.
Aber in einem Punkt muss ich jetzt aber doch den Alpinisten heraushängen lassen und dich Flachländer belehren:
Es heißt natürlich "die Rodel" und nicht der Rodel, somit auch "mit der Rodel" und nicht mit dem Rodel - aber woher sollst du denn sowas wissen, wo du doch viel zu selten in der gelobten Steiermark warst !!!
ChristianFR
Tolle Geschichte. Danke Gruß Christian