Honig und Samagon

Kennt Ihr Samagon (russisch: самого́н)? Das ist typisch russischer selbstgebrannter Schnaps, der normalerweise nach alten Familienrezepten hergestellt wird. Als ich heute auf dem Weg nach Izium war, habe ich kurz vor der kleinen Stadt an der Grenze zwischen den Oblasten Kharkiv und Donezk am Straßenrand einen Stand mit Honig gesehen. Auf dem Rückweg musste ich dort unbedingt anhalten, da ich meiner Frau Honig nach Deutschland mitnehmen möchte. Und an dem Stand verkaufte die Babuschka (Grossmutter - allerdings im Russischen völlig ohne den abwertenden Touch, den das Wort in diesem Zusammenhang im Deutschen hätte. Das gilt übrigens auch für Debuschka (junge Frau)) auch Samagon mit Honig.



OK - ich bin im Grunde überhaupt kein Schnaps-Fan, aber hier musste ich jetzt einfach mal zuschlagen und habe neben zwei Gläsern Honig auch noch eine Halbliterflasche Selbstgebrannten eingepackt. Die Babuschka hat uns dann ganz stolz erzählt, dass der Samagon ihrer Familie so etwa 50% Alkohol hat.



Ich habe ihn zuhause probiert - nur einen kleinen Schluck - aber wie ich schon erwartet hatte, ist das ja mal gar nichts für mich. Naja, vielleicht bekomme ich ja mal Besuch, der Gefallen an Honigsamagon hat 8)



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So - jetzt noch ein paar Hinweise zum Einkaufen am Straßenrand.


Überall, wo ich bislang in der Ukraine war, findet man diese Straßenhändler. In der Regel immer mehrere zusammen. Verkauft wird dort alles, was zuhause an Lebensmitteln produziert werden kann. Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Gurken, Erdbeeren, Himbeeren, Pilze, Äpfel, Birnen, Aprikosen - eben alles, was man essen kann. Darunter auch Honig nd Milch und Eier.


Die Angebote der Straßenhändler variieren sehr stark. Das hängt zum einen von der Saison ab - wenn keine Erdbeersaison ist, dann gibt es auch keine Erdbeeren zu kaufen, zum anderen auch von der Region und was in dieser Region angebaut werden kann. Ab dem späten Herbst ändert sich dann das Bild und man sieht fast nur noch Gläser bei den Straßenhändlern. In diesen Gläsern kann man man wahre kulinarische Kleinodien finden, es handelt sich nämlich um eingelegte Früchte, Gemüse und Pilze. Klar, gerade bei den eingelegten Sachen kann man geschmacklich auch schon mal daneben greifen, aber grundsätzlich kann ich den Einkauf bei den Straßenhändlern nur empfehlen. Die Waren kommen normalerweise frisch aus dem Garten, bzw. vom Feld.


Über eins sollte man sich aber bewusst sein: Die angebotenen Wahren unterliegen keiner EU Kontrolle. Die Gurken sind deutlich kleiner, als dass, was man im Supermarkt als Gurke verkauft bekommt, dafür schmecken sie aber auch deutlich intensiver nach Gurke und nicht nach Wasser. Das gilt auch für Tomaten und andere Lebensmittel. Äpfel haben schon mal braune Stellen auf der Schale und sind auch nicht perfekt rund, dafür sind sie aber auch nie mit irgendwelchen Pestiziden und anderen chemischen Schweinereien in Berührung gekommen.


OK - und jetzt noch was zu Preisen. Als relativ gut verdienender Westeuropäer schäme ich mich manchmal, wenn ich höre, was die Leute für ihre Waren haben wollen.Eins von den Gläsern mit Honig kostet 50 Griwna (das sind etwa 1,60 Euro), der halbe Liter Schnaps 25 Griwna (0,80 Euro).Ich habe der Babuschka mehr gegeben und ich denke, wir haben beide dabei ein gutes Geschäft gemacht.


Gruß aus der Ukraine

Kommentare 5

  • Du hast ihn probiert, den Samagon?
    "Nur ein wönziges Schlöckchen..." (Feuerzangbowle)

    • Ja - so ungefähr :D

  • Wie hoch ist denn aktuell die radioaktive Belastung der Pilze nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl?

    • Keine Ahnung. Und ehrlich gesagt will ich es auch gar nicht wissen :)

    • Habedere, das wäre mir bei 1 / 2 mal ukrainische Pilze im Jahr auch so ziemlich wurscht (solange der Schniebel nicht im Dunklen leuchtet. ;-))
      Außerdem wird bei mir z.B. mit meinen 64+ Jahren die Radioaktivität auch nicht mehr allzuviel Unheil anrichten können (weess do Guggugg was unsereins noch so alles im Leben in die Futterluke geschoben hat).