"Kleines" Bremsen Einmaleins

  • Ich stehe zwar mit meiner "Meinung" so ziemlich als Solist hier, trotzdem wage ich kleine Zusammenfassung:


    1. Zusammenhang von Hand- (am Bremshebel) und Klemmkraft (am Sattel)

    Bild_2020-11-22_142809.png


    Eine Kneifzange hat das gleiche Funktionsprinzip wie eine Scheibenbremsanlage


    Es gelten folgende Randbedingungen: je größer das Hebelverhältnis (Übersetzung L1/L2), um so stärker ist die Kemmkraft
    Idealerweise ist L2 so klein wie möglich zu wählen - das wird im Fall einer Bremszange lediglich durch den Durchmesser der Bremskolben begrenzt
    Die Hebellänge am Griff ist möglichst lang zu wählen - das wird leider durch die praktisch mögliche Griffweite (Fingerlänge) begrenzt.


    Konsequenz: Geometrische Spielmöglichkeiten (auch bei einer Bremse) bestehen fast nicht!


    Qualitätsmerkmal (gilt auch für die Bremse) ist auf beiden Seiten eine möglichst steife Konstruktion, weil sonst erhebliche größere Betätigungswege erforderlich werden - gleichbedeutend mit Arbeitsverlust: Kraft x Weg)


    Vergrößert man die Auflagefläche an den Schneiden ändert sich an der Klemmkraft absolut Nichts - mit vergrößerter Auflagefläche sinkt lediglich der Auflagedruck/mm²
    Das gilt auch für eine Bremse mit vergrößerten Bremsbelägen (Klemmkraft beibt unverändert - es ändert sich lediglich die thermische Belastung der Beläge aber nicht der Bremsscheibe.



    2. Zusammenhang von Reibwert und Dosierbarkeit


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    Mit steigendem Reibwert (des Bremsbelages) steigt auch die Reibkraft - d.h. das Leistungsvermögen der Bremse steigt, aber leider auf Kosten der Dosierbarkeit :thumbdown:
    Es soll "Spezialisten" geben, die diesen Nachteil bei der Dosierbarkeit durch Verteufeln von Stahlflexleitungen kompensieren wollen. :kopfschuettel:


    Es darf nicht verschwiegen werden, dass der Reibwert kein konstanter Faktor ist sondern sich mit der Temperatur auch ändert.
    Konsequenz: Im normalen Straßeneinsatz ist das Warmhalten der Bremse in einem engen & konstanten Temperaturfenster kaum möglich - deshalb: seriennahe (Reibwert) Bremsbeläge verwenden :!:


    3. Optimierungsmöglichkeiten einer Motorrad Bremsanlage
    Aus 1. & 2. sollte jetzt klar sein, dass sich durch Einbau einer Mehrkolbenbremsanlage keine nennenwerte Vorteile bezüglich der Bremsleistung ergeben!
    Bei der Übersetzung (Hebelverhältnis) ergeben sich keine Verbesserungsmöglichkeiten - geringere Handkräfte erfodern immer einen längeren Betätigungsweg und umgekehrt - Serie ist ein kaum zu verbessernder Kompromiss.
    Eine Mehrkolbenanlage baut schmaler und deshalb kann die Klemmkrafteinleitung etwas weiter nach außen auf der Bremsscheibe erfolgen - Hebelarm wird geringfügig besser (länger).
    Mehrkolbenanlagen erfodern aber einen größeren Pumpenquerschnitt, um am Bremssattel einen ausreichenden Kolbenhub identisch zur 2-Kolbenanlage) zu erreichen - das geht nur auf Kosten der Dosierbarkeit.
    Ein großer Pumpenquerschnitt wirkt sich nachteilig (Leerhub) wegen der Nachlaufbohrung am Hauptbremszylinder aus. Die exakte Positionierung der Nachlaufbohrung ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal!


    Die Verwendung von Radialkolbenpumpen bieten gegenüber den normalwerweise verbauten Axialkolbenpupen marginale Vorteile
    siehe beispielsweise: https://www.brembo.com/de/comp…olbenpumpe-brembo-bremsen


    Wirksamstes Mittel zur Verbesserung der Bremsleistung ist immer einer größere Bremsscheibe (leider immer auf Kosten einer höheren ungefederten Masse)!
    Den Idealfall dafür gab es bei Buell die eine besonders leichte Radkonstruktion ermöglichte - Bremskräfte wurden direkt in die Felge eingeleitet.- leider stellt die Bauart aber auch sehr hohe Anforderungen an den Rundlauf der Felde


    Fazit: Es gibt einige Optimierungsmöglichkeiten, die aber leider einen ziemlich miesen Kosten/Nutzen Faktor haben!


    Bei der K (besonders bei den älteren) gibt es aber noch ein einfaches und hoch wirksames "Mittel" - (siehe Foto)


    Hinterrad.jpg Reifenqualität und Radumfang


    Von Vorteil ist ein Reifen, der schnell auf Betriebstemperatur kommt, nicht älter als 4 Jahre ist und möglichst immer mit idealem Luftdruck betrieben wird (bei forciertem Einsatz vorher Luftdruck absenken)!


    Geheimtip ist und bleibt eine perfekt gewartete Bremsanlage :!: .
    zu kontrollieren sind Leichtgängigkeit, gleichmäßie Abnutzung der Beläge und besonders bei ABS das Alter der Bremsflüssigkeit.

  • Ich glaube, dass deinen Beitrag niemand angefochten hat (falls das in meinem Thread war). Es ging nur darum, dass Hoechst seine eigenen Erfahrungen gemacht hat. Und wenn eine 4K-Bremse die Temperaturentwicklung mindert, finde ich es logisch, dass es später zum Verlust der Bremsleistung kommt. Und warum sollte ein großer Hauptbremszylinder die Dosierbarkeit verringern? Das lässt sich doch über den Hebel anpassen.
    Es wird schon seine Gründe haben, warum BMW die 4 Kolben verbaut. Und wenn das sogar an leichteren Motorrädern, wie der R100R, der Fall ist, wird das wohl kaum nur der Temperatur wegen sein..?

  • Hast du bei deiner Kneifzangenanalogie berücksichtigt, dass du bei einer realen Bremse ein mechanisch/hydraulisches System hast, das Kraft in Druck umwandelt (Hauptbremszylinder) und dann wieder ein hydraulisch/mechanisches System, das Druck wieder in Kraft umwandelt (Bremssattel)
    Und dass das Verhältnis von Belagsflächen zu Kolbenflächen bei 2 und 4 Kolbensätteln nicht zwangsläufig gleich ist?


    Die Flächenunabhängigkeit der übertragbaren Reibkraft gilt für die Reibpartner Belag/Scheibe.
    Je größer die Kraft ist, mit der der Belag auf die Scheibe gedrückt wird, umso größer ist die Reibkraft.
    Und je größer die Kolbenfläche am Bremssattel ist, umso größer ist die Kraft, bei gleichem Systemdruck (F=pxA).
    Ich muss halt mehr Volumen am Handbremszylinder nachschieben, damit der Druck gleich bleibt (mehr Hebelweg oder größerer Kolben im Hauptbremszylinder = mehr Handkraft).
    Deswegen ist die bei gleicher Handkraft erreichbare Bremsleistung hochgradig abhängig vom Gesamtsystem und nicht nur von den Reibwerten und Scheibendurchmessern.
    Reibungen in den Bremssätteln und Bremszylindern ebenso wie der Wirkungsgrad der mechanischen Übersetzung von Habdhebel auf Handbremszylinder noch nicht mitbetrachtet

    Einmal editiert, zuletzt von MIchaeIIGB ()

  • Und wenn eine 4K-Bremse die Temperaturentwicklung mindert, finde ich es logisch, dass es später zum Verlust der Bremsleistung kommt.

    Die Bremsleistung wird bei jeder Bremse unabhängig von der Belaggröße immer in Wärme umgewandelt und in gleicher Größenordnung über die Scheibe abgeführt wird!
    Eine spezifisch (pro mm²) höhere Temperaturbelastung des Belages macht trotz identischem Reibwert immer eine andere Zusammensetzung erforderlich und deshalb gibt es auch keine Brems-Verluste!


    Unterschiede gibt es beim Verschleiß - nicht aber bei der Wirkung :!:

  • Hast du bei deiner Kneifzangenanalogie berücksichtigt, dass du bei einer realen Bremse ein mechanisch/hydraulisches System hast, das Kraft in Druck umwandelt (Hauptbremszylinder) und dann wieder ein hydraulisch/mechanisches System, das Druck wieder in Kraft umwandelt (Bremssattel)
    Und dass das Verhältnis von Belagsflächen zu Kolbenflächen bei 2 und 4 Kolbensätteln nicht zwangsläufig gleich ist?

    Die Art der Kraftumwandlung spielt bezüglich der Übersetzung keine Rolle - es ändert sich absolut Nichts mit Ausnahme des Wirkungsgrades!


    Mit zunehmender Übersetzung sinkt immer der Wirkungsgrad


    Das Optimum stellt eine direkte Übersetzung (Kneifzange) weil der Wirkungsgrad wegen der geringen Reibungsverluste sehr hoch hoch.
    Eine Fahrrad-Felgenbremse hat das gleiche Funktionsprinzip aber mit hohen Reibungsverlusten der Seilzüge und einer einfachen Nachstellmöglichkeit (Verschleiß)
    Die Hydraulik hat im Vergleich geringere Reibungsverluste (steigt mit der Leitungslänge und der Kolbenumfänge), Mit dem Nachteil Leerweg wird eine automatische Nachstellung möglich.


    Es wieder immer wieder vergessen:


    Die Energie die hinten aus einem System heraus kommt, kann niemals größer sein, als die man vorne hereingesteckt - (egal wie)




    Paradebeispiel für das immer wiederkehrende Unverständnis:
    Zitat: "das Druck wieder in Kraft umwandelt (Bremssattel)"


    Druck P = Kraft F durch Fläche a

    P = F / a

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