Ich stehe zwar mit meiner "Meinung" so ziemlich als Solist hier, trotzdem wage ich kleine Zusammenfassung:
1. Zusammenhang von Hand- (am Bremshebel) und Klemmkraft (am Sattel)
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Eine Kneifzange hat das gleiche Funktionsprinzip wie eine Scheibenbremsanlage
Es gelten folgende Randbedingungen: je größer das Hebelverhältnis (Übersetzung L1/L2), um so stärker ist die Kemmkraft
Idealerweise ist L2 so klein wie möglich zu wählen - das wird im Fall einer Bremszange lediglich durch den Durchmesser der Bremskolben begrenzt
Die Hebellänge am Griff ist möglichst lang zu wählen - das wird leider durch die praktisch mögliche Griffweite (Fingerlänge) begrenzt.
Konsequenz: Geometrische Spielmöglichkeiten (auch bei einer Bremse) bestehen fast nicht!
Qualitätsmerkmal (gilt auch für die Bremse) ist auf beiden Seiten eine möglichst steife Konstruktion, weil sonst erhebliche größere Betätigungswege erforderlich werden - gleichbedeutend mit Arbeitsverlust: Kraft x Weg)
Vergrößert man die Auflagefläche an den Schneiden ändert sich an der Klemmkraft absolut Nichts - mit vergrößerter Auflagefläche sinkt lediglich der Auflagedruck/mm²
Das gilt auch für eine Bremse mit vergrößerten Bremsbelägen (Klemmkraft beibt unverändert - es ändert sich lediglich die thermische Belastung der Beläge aber nicht der Bremsscheibe.
2. Zusammenhang von Reibwert und Dosierbarkeit
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Mit steigendem Reibwert (des Bremsbelages) steigt auch die Reibkraft - d.h. das Leistungsvermögen der Bremse steigt, aber leider auf Kosten der Dosierbarkeit
Es soll "Spezialisten" geben, die diesen Nachteil bei der Dosierbarkeit durch Verteufeln von Stahlflexleitungen kompensieren wollen.
Es darf nicht verschwiegen werden, dass der Reibwert kein konstanter Faktor ist sondern sich mit der Temperatur auch ändert.
Konsequenz: Im normalen Straßeneinsatz ist das Warmhalten der Bremse in einem engen & konstanten Temperaturfenster kaum möglich - deshalb: seriennahe (Reibwert) Bremsbeläge verwenden
3. Optimierungsmöglichkeiten einer Motorrad Bremsanlage
Aus 1. & 2. sollte jetzt klar sein, dass sich durch Einbau einer Mehrkolbenbremsanlage keine nennenwerte Vorteile bezüglich der Bremsleistung ergeben!
Bei der Übersetzung (Hebelverhältnis) ergeben sich keine Verbesserungsmöglichkeiten - geringere Handkräfte erfodern immer einen längeren Betätigungsweg und umgekehrt - Serie ist ein kaum zu verbessernder Kompromiss.
Eine Mehrkolbenanlage baut schmaler und deshalb kann die Klemmkrafteinleitung etwas weiter nach außen auf der Bremsscheibe erfolgen - Hebelarm wird geringfügig besser (länger).
Mehrkolbenanlagen erfodern aber einen größeren Pumpenquerschnitt, um am Bremssattel einen ausreichenden Kolbenhub identisch zur 2-Kolbenanlage) zu erreichen - das geht nur auf Kosten der Dosierbarkeit.
Ein großer Pumpenquerschnitt wirkt sich nachteilig (Leerhub) wegen der Nachlaufbohrung am Hauptbremszylinder aus. Die exakte Positionierung der Nachlaufbohrung ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal!
Die Verwendung von Radialkolbenpumpen bieten gegenüber den normalwerweise verbauten Axialkolbenpupen marginale Vorteile
siehe beispielsweise: https://www.brembo.com/de/comp…olbenpumpe-brembo-bremsen
Wirksamstes Mittel zur Verbesserung der Bremsleistung ist immer einer größere Bremsscheibe (leider immer auf Kosten einer höheren ungefederten Masse)!
Den Idealfall dafür gab es bei Buell die eine besonders leichte Radkonstruktion ermöglichte - Bremskräfte wurden direkt in die Felge eingeleitet.- leider stellt die Bauart aber auch sehr hohe Anforderungen an den Rundlauf der Felde
Fazit: Es gibt einige Optimierungsmöglichkeiten, die aber leider einen ziemlich miesen Kosten/Nutzen Faktor haben!
Bei der K (besonders bei den älteren) gibt es aber noch ein einfaches und hoch wirksames "Mittel" - (siehe Foto)
Hinterrad.jpg Reifenqualität und Radumfang
Von Vorteil ist ein Reifen, der schnell auf Betriebstemperatur kommt, nicht älter als 4 Jahre ist und möglichst immer mit idealem Luftdruck betrieben wird (bei forciertem Einsatz vorher Luftdruck absenken)!
Geheimtip ist und bleibt eine perfekt gewartete Bremsanlage .
zu kontrollieren sind Leichtgängigkeit, gleichmäßie Abnutzung der Beläge und besonders bei ABS das Alter der Bremsflüssigkeit.