Oil Leak Stop Additive - was tun die?

  • Hallo zusammen

    In einem Beitrag von ChristopSG wurde das Thema benannt. Ich glaube, es schwirrt gelegentlich immer mal wieder herum.


    Ich habe mir mal ein paar Sicherheitsdatenblätter (SDS) und Technische Datenblätter (TDS) angeschaut, um mir ein Bild über die Formulierungen zu machen.


    Ich mache mal eine Auflistung und kommentiere dahinter in den Klammern.



    In den TDS wird so einiges versprochen:


    - Soll leckende Dichtungen wieder dicht machen (das glaube ich noch am ehesten - würde es trotzedem nei verwenden, Erklärung folgt)


    - Soll den Öldurchfluss durch die Kolbenringe minimieren (da stehen mir die Haare zu Berg)



    Aus den SDS konnte ich einige Bestandteile der Mischungen identifizieren.


    Hauptbestandteil: Öldestillate (klar, das ist ja wohl die Grundlage der meisten Öle)


    Dann finden sich bei den verschiedenen Herstellern eine Reihe von Chemikalien, die ich nicht in die Hände von Laien außerhalb von Laboren geben würde.


    Kurze Erklärung, wie Elastomere in Dichtungen funktionieren:

    Es handelt sich um langkettige Moleküle (Polymere), die mit der Vulkanisation miteinander vernetzt werden. Dadurch entstehen die gewünschten Eigenschaften, wie z.B. Elastizität, Druckverformungseigenschaften etc.

    Durch thermische Alterung und Kontakt zu Sauerstoff kommt es zu Oxidationsprozessen. wodurch Materialeigenschaften verloren gehen. Das Material versprödet, die Dichtflächen liegen nicht mehr richtig an - ein Wellendichtring dichtet dann eben nicht mehr richtig ab.


    Führt man dann Chemikalien zu, die in den gealterten Gummi eindiffundieren, dann quillt dieser, nimmt an Volumen zu - und kann ggf. wieder abdichten.


    Man kann so vordergründig eine Leckage beheben.


    Gefahr dabei: Noch intakte Dichtungen quellen eben auch, aber man verändert die Eigenschaften, die aufwändig entwickelt wurden in irgendeiner undefinierten Weise. Das Material wird verändert - aller Wahrscheinlichkeit nach zum Schlechten.


    Mein Fazit:

    Wenn eine Dichtung leckt, dann gehört sie handwerklich ausgetauscht. Alles andere ist Pfusch. Die möglichen Nebenwirkungen auf andere, intakte Elastomere sind nicht vorhersehbar.

  • Danke für die Mühe Matthias,


    na ja die Sache mit den Kolbenringen und ähnliches halte ich generell für fraglich. Ölverbrauch ist meines Meinung nach auch damit nicht weniger geworden.

    Das mein eigentliches Ziel, den Dichtungen/ Dichtringen (die unbekannten Alters sind) etwas Pflege zukommen zu lassen, nicht erreicht wird oder im schlimmsten Falle eher verschlimmbessert werden: hätte ich nicht erwartet.


    Da das Kind nun einmal in den Brunnen gefallen ist (Oil Leak Stop ist seit etwa einem halben Jahr drin): beim jetzt anstehenden Ölwechsel nur Öl pur auffüllen und schauen wie sich die Sache entwickelt!? Oder muss zukünftig immer etwas zusatz Chemie dazu, um den Quellungsprozess aufrecht zu erhalten?

  • Hattest Du vorher Undichtigkeiten, d.h. Olverlust und Flecken am Boden?

    Ich würde einfach einen normalen Ölwechsel machen und schauen, ob etwas sifft - oder eben mehr sifft als vorher. Falls nicht sifft, hast Du Glück gehabt. FAlls etwas sifft: Ordentlich austauschen.


    Die Rechnung ist doch einfach: Wenn Du Dir das Zeug weiter in den Motor kippst, dann kostet dann verdopplet das doch fast die Ölkosten !!!


    Zudem: Was sucht z.B. ein PE/PP Copolymer im Ölkreislauf oder zwischen den Kolbenringen? Da fängst du Dir eher noch Ablagerungen ein.


    Nein, Gummi muss ungequollen das tun was es soll.Quellung ist in diesem Falle Schädigung.

  • Kleine Anmerkung:

    Der Analyse von Matthias, die sicher schlüssig und richtig ist, steht die vielfache Erfahrung im Feld gegenüber, dass der (kurzfristige) Nutzen die Schadwirkung übersteigt.

    Natürlich ist das keine Reparatur, aber es zieht die notwendige Reparatur halt hinaus, zum Preis, dass ggf. andere Dichtungen ebenfalls leiden.

    Da die Dichtungen idR alle gleich alt in einem Motor sind, ist eine komplette Revision vermutlich eh keine schlechte Idee

    In Motorölformulierungen namhafter Hersteller sind solche Zusätze übrigens teilweise auch enthalten.

    Ich hab‘ mal probeweise O-Ringe und Manschetten in einem solchen Zusatz pur gelagert, die haben eine lustige Gestalt und Konsistenzwandlung erfahren, so etwas wollte ich nicht im Motor haben.


    In der vorgesehenen Dosierung eingelagert ist ein harter O-Ring einfach wieder etwas weicher und geschmeidiger geworden.

    Was es mit den mechanischen Eigenschaften des Rings nach dieser Behandlung bedeutet, habe ich nicht geprüft

  • Noch ne kleine Anmerkung, editieren geht nicht mehr

    Ich würde erwarten oder hoffe jedenfalls, dass zumindest die großen und seriösen Anbieter sowohl Chemiker mit ähnlicher Qualifikation wie der von Matthias beschäftigen als auch entsprechende Validierungen bzgl. Veränderungen der relevanten mechanischen Eigenschaften der Bauteile in Versuchsreihen durchführen.

    So ganz blauäugig kippen die hoffentlich den Kram nicht in ihre Öle und Zusätze

  • Klar, dass es da Firmen gibt, die sich mit Motorölen auskennen. Aber die Vielfalt der Eladtomere ist immens. Wie Du sagst: Der schnelle Effekt.

    Wenn man eine Ölsardine für den Verkauf damit aufhübscht, dann ist das perfekt.

    Ich möchte jedoch nicht wissen, was da so alles in Fernost nachgebastelt wird....

  • Dieses Thema enthält 9 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!